Pressemitteilung der UWG Olfen

„Wir haben bereits bei der Beschlussfassung gegen den Bau der neuen Stever gestimmt und halten unsere Argumente mehr denn je für zutreffend“, äußert sich Heinz-Dieter Broz, Fraktionsvorsitzender der UWG zur aktuell wieder aufgeflammten Diskussion, die Hans-Oswald Mattern angestoßen hatte (die RN berichteten). Die UWG ist der Ansicht, dass das Projekt neue Stever nicht nur absolut zu teuer ist, sondern dass die dadurch verursachten realen Probleme in einem krassen Missverhältnis zu möglichen Vorteilen stehen.

Für die UWG sprechen u.a. folgende acht Hauptgründe gegen eine Umsetzung:

1. Um das notwendige Gefälle von gut 1 Meter pro Kilometer Wasserlauf zu erreichen, müsste das bestehende Gelände ungefähr zwischen einem und zehn Metern tief eingeschnitten werden, was unter vielerlei Gesichtspunkten wenig sinnvoll erscheint, würde man dann doch gerade einmal ein nur ca. 30cm „Waden tiefes“ Gerinne erschaffen.

2. Täglich (!) müssten der jetzigen Stever 18.000 bis 36.000 Kubikmeter Wasser entzogen werden, die sonst in den Hullerner und Halterner Stausee fließen und dort als Trinkwasserspeicher für mehr als eine Million Menschen dienen würden. Angesichts der nicht mehr zu leugnenden Klimaveränderung mit extrem trockenen Sommern stellt dies auf Dauer eine massive Gefährdung der Trinkwasserversorgung dar. In den letzten 4 Jahren waren die Wasservorräte in den Stauseen nachweislich dreimal unter den kritischen Wert von 50% gesunken

3. Das angestrebt Ziel, die Durchlässigkeit für Fische und Kleinstlebewesen zu schaffen, würde in den zweifelsfrei zu erwartenden heißen Sommern dazu führen, dass die neue Stever entweder so wenig Wasser führen würde, dass der dann nur noch gering vorhandene Sauerstoffgehalt ein Überleben von Fischen unmöglich machen würde. Wahrscheinlicher ist es sogar noch, dass das Gerinne gänzlich trocken fallen und das ganze Ansinnen nach Durchlässigkeit für Fische ins Absurde führen würde.

4. Das Gegenargument, dass in solchen Fällen ja Wasser aus dem Kanal abgezapft werden könne, ist insofern mit großen Fragezeichen zu versehen, da dadurch für die Trinkwasseraufbereitung ein deutlich erhöhter Filteraufwand notwendig wird, um Schwebstoffe, Schwermetalle und Verschmutzungen aus dem Schiffsbetrieb zu entfernen. Zusätzliche Kosten bei schon hohen Wasserpreisen inklusive.

5. Mit der neuen Stever wird auf den ersten Blick zwar der Naturschutzgedanke in den Vordergrund gerückt; doch laut Planfeststellungsverfahren müssen weit über 1.000 Bäume und rund 50.000 Sträucher gerodet werden. Durch diese massiven Eingriffe werden ohne jeden Zweifel negative Auswirkungen auf die betroffene Vogel- und Kleintierwelt ausgeübt. Es ist wenig schlüssig für auf die Zukunft bezogene und höchst fragliche ökologische Vorteile real bestehende und funktionierende Systeme zu zerstören.

6. Um das Gerinne auszubaggern müssen rund 275.000 Kubikmeter Erdreich bewegt werden. Dies geschieht mit einer Vielzahl an LKW, die vermeidbare Diesel- und Lärmemissionen verursachen.

7. Die neue Stever ist laut Planfeststellung nicht für die Olfener Bürger als direkter und zusätzlicher Naherholungsbereich vorgesehen, sodass man beispielsweise nicht an ihrem Verlauf spazieren gehen kann. Durch Beweidung wird eine Einzäunung notwendig, die einerseits den Abstand zum Gerinne ausweitet und andererseits auf Grund des tiefen Einschnittes in die Landschaftsstruktur dem Betrachter so gut wie keinen Einblick ermöglicht.

8. Das Projekt bringt einen nicht unerheblichen Flächenverbrauch mit sich, das angesichts der Knappheit landwirtschaftlicher Areale den Druck auf die Olfener Landwirte weiter erhöht.

Unterm Strich, so ist sich die UWG sicher, besteht hinsichtlich einer Aufwand- Nutzen Abwägung ein krasses Missverhältnis: Dem eher zweifelhaften Vorteil einer Fischdurchlässigkeit in der Zukunft stehen enorme finanzielle Kosten, massive Eingriffe in die bestehende Natur und eine Gefährdung der Trinkwasserversorgung in der Realität als gravierende Nachteile gegenüber.

Statt große Umbaumaßnahmen an der Natur vorzunehmen schlägt die UWG stattdessen vor im Bereich Lippe/Halterner Stausee einfach eine Fischtreppe anzulegen. So wäre einerseits eine Fischwanderung Richtung Stever möglich, andererseits würden 18 Millionen Euro Steuergelder eingespart und gleichzeitig die nicht unerheblichen Risiken und Nachteile vermieden.

Deshalb sollte die neue Stever nach Ansicht der UWG nicht realisiert werden und könnte ruhig „baden gehen.“

UWG-Olfen

Heinz-Dieter Broz 25/09/2021

Quelle: https://uwg-olfen.de/content/themen/aktuelle-themen/projekt-neue-stever/

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